Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
heute versammeln wir uns hier, um am Volkstrauertag derer zu gedenken, die in den Kriegen und Konflikten der Vergangenheit ihr Leben verloren haben. Es ist ein Tag des Innehaltens, des Erinnerns und des Respekts. Doch während wir der Toten gedenken, müssen wir auch die Lehren der Geschichte in unser heutiges Handeln einfließen lassen.
In einer Zeit, in der wir mit einer besorgniserregenden politischen Entwicklung konfrontiert sind, ist es unerlässlich, dass wir wachsam bleiben. Die rechtsgerichteten Strömungen, die in Deutschland und Europa an Einfluss gewinnen, sind nicht nur ein Zeichen der Unzufriedenheit, sondern auch eine ernsthafte Bedrohung für die Werte, die wir hochhalten: Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit. Es ist an der Zeit, dass wir uns fragen, was es bedeutet, eine Stimme abzugeben. Niemand sollte Parteien nur aus Protest wählen, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Wir müssen sorgfältig abwägen, was wir wählen und welche Ideale wir unterstützen.
Hier in Hartenholm haben wir die Möglichkeit, mit gutem Beispiel voranzugehen. Unser Dorf ist ein Ort des Miteinanders, in dem viele Asylsuchende und deren Familien ein neues Zuhause suchen. Wir stehen in der Verantwortung, ihnen mit Offenheit und Respekt zu begegnen. Lassen Sie uns zeigen, dass Integration und Zusammenhalt keine leeren Worte sind, sondern gelebte Realität. Wir können ein Vorbild sein, nicht nur für unsere Nachbarn, sondern für den Kreis und das Land.
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf das Lied von Udo Jürgens „Ich glaube“ aus dem Jahr 1969 eingehen und den Text vorlesen:
Ich glaube, dass der Acker, den wir pflügen
Nur eine kleine Weile uns gehört
Ich glaube nicht mehr an die alten Lügen
Er wär auch nur ein Menschenleben wert
Ich glaube, dass den Hungernden zu Speisen
Ihm besser dient als noch so kluger Rat
Ich glaube, Mensch sein und es auch beweisen
Das ist viel nützlicher als jede Heldentat
Ich glaube diese Welt müsste groß genug
Weit genug, reich genug, für uns alle sein
Ich glaube, dieses Leben ist schön genug
Bunt genug, Grund genug, sich daran zu erfreuen
Ich glaube, dass man die erst man fragen müsste
Mit deren Blut und Geld man Kriege führt
Ich glaube, dass man nichts vom Krieg mehr wüsste
Wenn wer ihn will, ihn auch am meisten spürt
Ich glaube, dass die Haut und ihre Farben
Den Wert nicht eines Menschen je bestimmt
Ich glaube niemand brauchte mehr zu darben
Wenn auch ergeben wird, der heut nur nimmt
Ich glaube, diese Welt müsste groß genug
Weit genug, reich genug, für uns alle sein
Ich glaube, dieses Leben ist schön genug
Bunt genug, Grund genug, sich daran zu erfreuen
Die Botschaft dieses Liedes ist aktueller denn je. Es erinnert uns daran, dass wir an das Gute im Menschen glauben müssen, auch wenn die Umstände herausfordernd sind. „Ich glaube“ ist ein Aufruf, die Hoffnung nicht aufzugeben und für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Lassen Sie uns gemeinsam an diese Überzeugung festhalten und uns für eine Gesellschaft einsetzen, die von Toleranz und Menschlichkeit geprägt ist.
Lassen Sie uns heute nicht nur der Verstorbenen gedenken, sondern auch für die Werte eintreten, die wir bewahren wollen. Lassen Sie uns die Stimme erheben gegen Intoleranz und Hass und für ein Miteinander, das alle Menschen einschließt. Gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern, die vor uns liegen, und eine Zukunft gestalten, die von Frieden und Respekt geprägt ist.
Melanie Tödt
Stellv. Bürgermeisterin Hartenholm